Berufkraut - Überfremdung mit neuen Pflanzen

Text und Bilder von Ernst Hofmann

Bild 1: Einjähriges Berufkraut

Bild 2: Kanadisches Berufkraut

Bild 3: Rosette eines Einjährigen Berufkrautes

Herkunft und Name

Berufkräuter wurden im 18. Jahrhundert von Nordamerika als Zierpflanzen oder als blinde Passagiere nach Europa eingeführt.

Der Name entstammt dem Volks- und Aberglauben, die Pflanze besäße die Kraft, Menschen vor dem „Berufen“, d.h. dem Verhexen und Verfluchen durch Hexen und Zauberer zu schützen. Die heilsame Wirkung konnte allerdings von der Schulmedizin nicht nachgewiesen werden.

Entwicklung und Verbreitung   

Den Berufkräutern kam bei ihrer Eroberung von Europa zugute, dass sie sich unge-schlechtlich, durch Selbstbestäubung oder durch den Wind vermehren. Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung  entwickeln sich aus einer unbefruchteten Eizelle Samen und können sich auf diese Weise rasant ausbreiten. Eine einzige Pflanze bildet locker über 10’000 Flugsamen mit einem Haarkranz, die sich über Hunderte von Kilometern ausbreiten können. 

Mancherorts wurden Berufkräuter zur Plage. In der Schweiz gelten die Berufkräuter als unerwünscht und werden intensiv bekämpft. Es sind typische Pionierpflanzen, die offene Flächen als erste besiedeln und dabei das Aufkommen anderer Pflanzen einschränken. Man findet sie häufig auf Brachflächen, Schuttplätzen, Bahnarealen, an Strassenrändern oder auf Wiesen und Weiden. Da sie in wertvollen Lebensräumen, wie Magerwiesen, seltene Pflanzenarten verdrängen können und so eine Gefahr für die Biodiversität darstellen, gelten die Berufkräuter als invasive Neophyten. 

Das Einjährige Berufkraut und das Kanadische Berufkraut 

Ich möchte hier auf die zwei für die Schweiz bekanntesten invasiven Arten eingehen, nämlich das Einjährige Berufkraut und das Kanadische Berufkraut: 

Das Einjährige Berufkraut gleicht in der Blüte dem Gänseblümchen. Es wächst als ein- oder zweijährige Pflanze, erreicht eine Wuchshöhe bis zu einem Meter, ist aufrecht und oft stark verzweigt. Seine Wurzel dringt bis zu einem Meter in den Boden. Die Blütezeit reicht über den ganzen Sommer bis in den Herbst hinein. Entgegen dem Namen ist es zwei- bis mehrjährig. Es überwintert als Rosette. 


Das Kanadische Berufkraut ist eine einjährige Pflanze, die bis ein Meter hoch werden kann. Es besitzt im Gegensatz zum Einjährigen Berufkraut feinere Blätter und mehrere Hundert Blütenköpfchen, die unauffälliger gefärbt und kleiner sind. Die Jungpflanze bildet ebenfalls eine Rosette.

Bekämpfung und Entsorgung

Das Berufkraut muss von Anfang an konsequent bekämpft und am Versamen gehindert werden. In überschaubaren Beständen ist dies noch relativ einfach und kostengünstig durch regelmässiges Ausreissen oder Ausstechen mitsamt Wurzeln möglich. Es gelingt am besten bei feuchtem Boden. Ein guter Zeitpunkt ist bei beginnender Blüte, da man die Pflanze dann gut erkennt. Mit etwas Übung sind auch die hellgrünen Rosetten leicht zu erkennen. Grössere Berufkrautbestände sind aufwändig, lassen sich aber durch Mähen kurz vor der Blüte am Versamen hindern. Das ist allerdings beim Einjährigen Berufkraut langwierig, da die Pflanze durch Mähen mehrjährig wird und rasch neue Blüten bildet. 

Weil die Samen nachreifen können, muss Schnittgut mit Blüten sofort abgeführt und über den Hauskehricht und nicht im Kompost oder via Grünabfuhr entsorgt werden.