Eichhörnchen - Leben auf Bäumen

Text und Bilder von Ernst Hofmann

Bild 1: Eichhörnchen mit Fichtenzapfen

 

Eichhörnchen – Leben auf Bäumen

Meister im Knacken von Nüssen - akrobatische Baumkletterer und Baumspringer - eifrige Sammler von Wintervorräten - Einzelgänger mit auffälligen, lauten Paarungsjagden - „Kindchenrufe“ des Männchens als Beschwichtigungsgeste

Eichhörnchen sind Nagetiere, wie Mäuse, Hamster und Meerschweinchen, mit scharfen Schneidezähnen mit denen sie harte Schalen und Zapfen bearbeiten. Diese spitzen Schneide-zähne schärfen sich selbst und wachsen wegen der starken Beanspruchung ständig nach. Eine wichtige Rolle spielen die handähnlichen Vorderpfoten, die wie unsere Hände verwendet werden. Damit können sie Nahrungsstücke geschickt vor dem Mund halten und bearbeiten. Nüsse öffnen Eichhörnchen, indem sie an einem Ende eine Kerbe in die Schale nagen und die Nuss mit Hilfe der auseinanderbewegbaren Schneidezähne aufsprengen. Fichtenzapfen werden Schuppe für Schuppe zerlegt um an die darunterliegenden Samen zu kommen. Eichhörnchen essen aber nicht nur Nüsse und Sämereien sondern ernähren sich je nach Nahrungsangebot und Jahreszeit auch von Früchten, Knospen oder Pilzen aber auch Insekten, Vogeleiern und Jung-vögeln.

Die tagaktiven Eichhörnchen sind als Baumtiere optimal an eine kletternde Lebensweise ange-passt. Mit ihren spitzen Krallen an Fingern und Zehen und den kräftigen Hinterbeinen klettern sie selbst an glatten Flächen spiralig den Baumstamm umkreisend hinauf und kopfvoran nach unten. Der buschige Schwanz dient dazu, auf dünnen Zweigen das Gleichgewicht zu halten und beim Weitsprung den Flug zu steuern um sicher zu landen. 

Bei Eichhörnchen sind Varianten der Fellfärbung von rot über braun zu schwarz häufig. Man geht davon aus, dass die Fellfarbe mit der Tarnung und Wärmespeicherung zusammen hängt. So findet man im Nadelwald und in höheren Lagen eher die dunklen Farbvarianten mit dichterem Fell, im Laub- und Mischwald und wärmeren Regionen eher die helle, rötliche Variante.

Hoch oben in der Baumkrone bauen Eichhörnchen ihr kugeliges Nest, den Kobel. Dieser wird mit weichem Material (Moos, Blätter, Gras und Haare) ausgepolstert. Da sie keinen Winterschlaf halten, müssen sie alle paar Tage ihren Kobel verlassen, um fressen zu gehen. Eichhörnchen sind Winterruher. Ihre Körpertemperatur und die Pulsschläge sinken in dieser Zeit nicht ab wie bei den echten Winterschläfern, wie z. Bsp. beim Siebenschläfer. Deshalb legen sie sich im Herbst Vorräte für die kalte Jahreszeit an in dem sie Eicheln und Nüsse im Waldboden vergraben oder  in Baumhöhlen oder –ritzen verstecken. Dabei merken sie sich ihr Versteck nicht, sondern finden diese im Winter in dem sie mithilfe ihres ausgezeichneten Geruchssinnes einfach das Gelände absuchen. Nicht gefundene Samen erfüllen ebenfalls ihren Zweck: Aus ihnen können neue Bäume sprießen und den Wald ergänzen. 

Eichhörnchen sind ausgesprochene Einzelgänger, nur in der Paarungszeit im Winter oder auch im Sommer suchen sie einander auf. Da kann man sehen, wie das Weibchen bei einer rasenden Paarungsjagd von mehreren Männchen verfolgt wird und sich gegenseitig anfauchen, gleich-zeitig geben sie schnalzende Laute von sich und zucken mit dem Schwanz. Wenn das Weibchen bei dieser langen Hetzjagd ermattet ist, flieht es nicht mehr und das siegreiche Männchen fängt an wie ein Eichhörnchen-Kleinkind zu fiepen. Damit hemmt es mit diesem Stimmfühlungslaut der Jungtiere die Angriffslust des Weibchens. So beginnt über diese Beschwichtigungsgeste eine erste Zuneigung zu dem fremden, wilden Wesen, ganz ähnlich wie als Mutter gegenüber ihren Jungen. Das Weibchen verliert die Scheu und beide Partner schlafen vorerst gemeinsam in einem Nest. Erst danach erfolgt die Paarung, die vom Weibchen durch Hochheben des Schwan-zes signalisiert wird. Alsbald erkaltet die Zuneigung aber wieder. Nun ist es das Weibchen, welches das Männchen davonjagt.

Die Aufzucht der bis zu sieben Jungen, die nackt und blind auf die Welt kommen, übernimmt das Weibchen ganz allein. Dies erfordert während ca. 10 Wochen von der Mutter intensive Betreu-ung, um die Jungen danach in die Selbständigkeit entlassen zu können.