Saatkrähen - Leben in der Grossfamilie

Text und Bilder von Ernst Hofmann

Bild1: Saatkrähenpaar

Bild2: Saatkrähenkolonie im Moos

Saatkrähen – Leben in der Grossfamilie

Saatkrähen gehören zur Familie der Rabenvögel. Ihr wichtigstes Merkmal ist ihr grosser, weisslicher Schnabel, an dem man sie gut von anderen Krähen unterscheiden kann, ins-besondere der häufigen Rabenkrähe. Auch wenn sie Saatkrähen heißen, ernähren sich diese Vögel nicht in erster Linie von Samen und Saatgut. Saatkrähen sind vielmehr Alles-fresser.

Die Saatkrähen sind sehr gesellige Vögel, die Brutkolonien bilden,  während die Raben-krähe paarweise brütet. Oft brüten bis zu 100 Saatkrähenpaare gemeinsam hoch oben in den Bäumen. Die Nähe des Menschen scheuen sie nicht. So liegen viele ihrer Brutkolo-nien in unmittelbarer Nachbarschaft zu menschlichen Siedlungen, vielfach auch in Parkanlagen großer Städte, z. Bsp. im Park des Kantonspitals Aarau.

Ab Februar beginnen die Paare mit ihren Balzspielen. Der Nestbau wird von Männchen und Weibchen gemeinsam erledigt, aber es herrscht Arbeitsteilung: Das Männchen trägt das Nistmaterial herbei, das Weibchen baut daraus das Nest. Beim gemeinschaftlichen Leben auf engem Raum ist die Kommunikation sehr wichtig. Wer sich Zeit nimmt, den Saatkrähen zuzuhören, stellt bald fest, dass sie über ein vielfältiges Repertoire an Rufen verfügen. Sie locken, balzen, schimpfen und warnen.

Saatkrähenpaare sind sehr treu und bleiben ein Leben lang zusammen. Die Partner kraulen und füttern sich gegenseitig und pflegen sich das Gefieder. Sie erkennen ihren Lebenspartner von weit her an seiner individuellen Stimme. Natürlich gibt es in diesen dicht besiedelten Wohngemeinschaften auch Streit. Nistmaterial wird gestohlen, Weib-chen werden abgeworben, manchmal sogar Eier in fremde Nester gelegt. Solche Que-relen führen natürlich zu lautstarkem Gezeter, für Schlaf suchende Nachbarn oft eine Belastung.

Ab April, manchmal schon ab März, wird dann gebrütet. Bei den Saatkrähen brüten nur die Weibchen, die Männchen versorgen sie in dieser Zeit mit Futter. Sind die Jungen geschlüpft, schaffen beide Eltern Nahrung herbei. Nach etwa 30 Tagen werden die kleinen Saatkrähen flügge. Aber auch dann werden sie noch länger von ihren Eltern versorgt. Mit zwei Jahren sind sie erwachsen und geschlechtsreif.

Saatkrähen bilden nachts grosse Schwärme und übernachten gemeinsam an immer gleichen Schlafplätzen. Das Leben im Schwarm oder in der Kolonie hat für die Saat-krähen viele Vorteile: Sie tauschen Informationen über gute Futterplätze aus und können sich gemeinsam besser gegen Möwen oder Greifvögel durchsetzen, die ihnen ihre Nahrung streitig machen. Im Schwarm lernen die Saatkrähen außerdem ihren Partner kennen und die Jungtiere sind  in der Kolonie besser vor Feinden geschützt. 

Rabenvögel gelten als besonders intelligent: Krähen können sich Gesichter merken, sind erfinderisch, sprachbegabt und nutzen Werkzeuge. Ein Grund dafür, warum die Vögel so schlau sind, könnte in ihrer langen Kindheit liegen. Denn manche Rabenvögel bleiben sehr lange bei ihren Eltern - und haben so viel Zeit, in geschütztem Rahmen auch komplexe Dinge zu lernen.