Biomümpfeli zum Thema Turmfalken

Text und Bilder von Ernst Hofmann

Bild1: Künstliche Nisthilfe mit Jungfalke bei ersten Flugübungen (beim Silo Oberkulm)

Bild2: Turmfalken im Flug mit spitzigen Flügeln und schwarzer Schwanzbinde

Bild 3: Männlicher Turmfalke mit aschgrauem Oberkopf

Turmfalke - Dauerehe mit klarer Arbeitsteilung

Der Turmfalke ist kleiner und schlanker als Krähen. Bei ausgewachsenen Männchen sind der Oberkopf und der Schwanzbereich aschgrau, die Oberseite ist rotbraun und fein schwarz gepunktet. Das Weibchen und die Jungvögel haben eine vollkommen rotbraune Oberseite, welche stark dunkel gefleckt und quer gebändert ist. Der Schwanz ist braun mit mehreren dunklen Querbändern und einer breiten schwarzen Schwanzendbinde. Typisch für den Turmfalken sind seine langen spitzen Flügel. Ein weiteres  Kennzeichen des Turmfalken ist der Rüttelflug. Dabei späht er mit heftigen Flügelschlägen und breit-gefächertem Schwanz in der Luft stehend in erster Linie nach kleinen Bodentieren, vor allem Mäuse, die er im schnellen Stossflug geschickt erbeutet. Dabei können Turm-falken  selbst aus großer Höhe die Urinspuren von Mäusen erkennen. Urin reflektiert UV-Licht und Turmfalken können – anders als wir Menschen – den ultravioletten Anteil des Sonnenlichts wahrnehmen. Wühlmäuse markieren ihre Wege ständig mit Kot und Urin. Anhand der ultravioletten Leuchtspuren können die Falken schnell abschätzen, wo es sich für sie auszahlt zu rütteln.

Turmfalken bauen selbst keine Nester und benutzen kein Nistmaterial. Sie nisten oft in alten Krähennestern, Fels- und Gebäudenischen oder künstlichen Nisthilfen. Beim Turmfalken gibt es eine klare Arbeitsteilung bei der Brutpflege. Jeder Partner macht das, was er besonders gut kann. Das Weibchen bebrütet die 4 bis 6 Eier allein während ca. vier Wochen. Die Eiablage erfolgt im April/Mai. Nach Ablage des dritten Eies beginnt das Weibchen die Eier zu wärmen, was bedeutet, dass die später gelegten Eier auch später schlüpfen. Sie werden sofort nach dem Schlüpfen vom Weibchen gefüttert in dem sie den Küken fein zerkleinertes Muskelfleisch schnabelgerecht bearbeitet und hinhält. Dabei betteln die Kleinen um jedes Futterstückchen. Das Aggressivste bekommt oft das meiste Futter, was meist zu Lasten des Nesthäkchens geht. Das Männchen geht in dieser Zeit als alleiniger Ernährer auf Jagd. Für eine erfolgreiche Jagd ist das wendige kleine Männchen begünstigt. Man nennt das Männchen übrigens Terzel (lat. Tertius= Dritte), weil es um ein Drittel kleiner geraten ist als das Weibchen. Während der Nestlingszeit, die ca. einen Monat dauert bis die Küken flügge sind, hat der Vater täglich bis 20 Mäuse herbeizuschaffen für sich, die Jungen und das Weibchen, das den Horst hütet. Das Weibchen übernimmt die herangeschaffte Nahrung, und füttert die Jungen. Diese strikte Arbeitsteilung hat Vorteile, wenn alles nach Plan läuft. Fällt das Weibchen in der Brut-zeit aus irgend einem Grund aus(Krankheit, Unfall), so müssen die Jungen erbärmlich sterben, weil das Zerkleinern und Füttern der Nahrung für das Männchen trotz heran-geschaffter Nahrung nicht in seinem Verhaltensprogramm steht. Umgekehrt, wenn die Vogelmutter bei den Jungen sitzt und der Vogelvater umkommt, so ist das Schicksal der Jungen auch besiegelt, da die Mutter während der Brutzeit in der Mauser ist (=Feder-wechsel) und nicht  erfolgreich auf Jagd gehen kann. Oft tötet die Mutter bei Hungersnot das Jüngste und verfüttert es an die Geschwister. 

Es gibt meistens nur eine Jahresbrut. Die Familie löst sich im Herbst durch Vertreibungs-kämpfe  auf. Die Turmfalkeneltern bleiben das ganze Jahr in der Nähe ihres Nestes und leben oft in Dauerehe.