Rote Waldameisen - die emsigen Nützlinge

Text und Bilder von Ernst Hofmann

Bild 1: Ameisenhaufen über einem Baumstrunk

Bild 2: rote Waldameisen

Rote Waldameisen – die emsigen Nützlinge

Die Roten Waldameisen wurden 1966 als erste Insekten der Schweiz unter Schutz ge-stellt. Sie werden aufgrund schwierig zu unterscheidender Arten als Gruppe „Rote Waldameisen“  zusammengefasst. Ihr Mittelteil(=Brust) und ein Teil des Kopfes ist rot  gefärbt, der Hinterleib und die Oberseite des Kopfes sind schwarz. 

Alle Roten Waldameisen bauen kunstvolle Ameisenhügel, die an gut besonnten Stellen am Waldrand, im Wald aber auch ausserhalb vorkommen. Im Mittelpunkt des Ameisen-hügels (=Ameisennest) befindet sich häufig ein morscher Baumstrunk. Oberirdisch ist nur ein kleiner Teil des Nestes zu sehen, das sich unterirdisch noch eben so tief fortsetzt. 

Im Innern des Nestes befinden sich zahlreiche Kammern, in welchen die Brut aufge-zogen wird. An der Oberfläche kann man Öffnungen beobachten, die als Aus- und Ein-gänge dienen oder eine Klimafunktion übernehmen. Bei heissem Wetter werden diese stark erweitert, um das Nest zu durchlüften, bei Regen und Kälte werden sie verschlos-sen. 

Auf dem aus Nadeln, Holzteilchen und Erde errichteten Ameisenhaufen wimmelt es nur so von Roten Waldameisen.  Da wird nicht nur Baumaterial unermüdlich herbeige-schafft, sondern auch Nahrung aller Art. Beim Beutefang und Transport arbeiten ein-zelne Ameisen zusammen, da die Beutetiere oft wesentlich grösser sind als sie selbst.   Die eiweisshaltige Kost für die Brut besteht vorwiegend aus Insekten, wie Schmetter-lingsraupen und Blattwespen, sowie Spinnentiere wie Zecken und auch Würmer. Man schätzt, dass in einem Jahr mehr als eine Million Beuteinsekten in ein grosses Ameisen-nest eingetragen werden. Dabei besteht ein grosser Teil aus Forstchädlingen. Zusätzlich dienen Honigtau der Blattläuse, Blattsäfte und Blütennektar als Nahrung. Ameisen sind aber auch am Abbau toter Organismen beteiligt, tragen zur Samenverbreitung bei und zur Durchlüftung des Bodens.

Ameisen sind als Einzeltiere nicht überlebensfähig, sondern bilden wie Wespen, Bienen und Hummeln sogenannte Staaten, die mehrere Hunderttausend Individuen umfassen.  Die Ameisen treten in drei leicht unterscheidbaren Formen auf, den sogenannten sozialen Kasten, nämlich Arbeiterinnen, Konigin(nen) und Männchen(=Drohnen).

Jedes Ameisenvolk besitzt eine oder mehrere Königinnen. Diese Vollweibchen sind grösser als die Arbeiterinnen und haben einen auffällig glänzenden Hinterleib. Die jungen Weibchen haben Flügel, welche nach der Begattung abgebrochen werden; nach Abwurf der Flügel werden diese Weibchen als Königinnen bezeichnet. 

Männchen gibt es bei den Waldameisen nur im Frühjahr und Frühsommer. Sie sind grösser als die Arbeiterinnen, aber kleiner als die Königinnen, sind schwarz und tragen immer Flügel. Sie sterben unmittelbar nach der Begattung. 

Die Arbeiterinnen bilden die Mehrheit im Ameisenstaat. Sie haben keine Flügel und verrichten ausser dem Eierlegen alle Arbeiten, welche in einem Ameisenvolk anfallen: Sie bauen das Nest, füttern die Königinnen und die Brut, sorgen für Nahrung und verteidigen das Nest. Junge Arbeiterinnen verrichten die Arbeiten im Nest, die älteren Tiere sind für den Nestbau und die Futterbeschaffung verantwortlich. 

Den Winter überdauern die Ameisen im unterirdischen Teil des Nestes. Die Königinnen legen im Frühjahr Eier aus denen sich die Geschlechtstiere entwickeln: geflügelte Weib-chen und Männchen, die das Nest verlassen. Nach der Begattung sterben die Männchen. Die begatteten Weibchen kehren in der Regel zum Nest zurück und werfen ihre Flügel ab. Auf diese Weise wird das Volk immer wieder verjüngt, so dass ihre Nester über Jahre Bestand haben. Ausserhalb der Fortpflanzungszeit entstehen ausschliesslich Arbeiter-innen. Neue Völker können entstehen, wenn ein Teil der Königinnen mit einem Teil der Arbeiterinnen an einer geeigneten Stelle ein neues Nest baut.